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Geschichte
 
Evang.-Luth. Versöhnungskirche Nürnberg-Schniegling
 
Die Gemeinde gehörte ursprünglich zur Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Peter und Paul, in Fürth/Poppenreuth.
 
1934 schrieb der erste Gemeindepfarrer von Schniegling: „In der Kirchengemeinde wohnen wenige wohlhabende Bauern, einige Handwerker und Gewerbetreibende, die eher schlecht als recht über die Runden kommen. 90 Prozent der Bevölkerung sind Arbeiter. Akademiker sucht man vergebens.“
 
Die Situation der Arbeiterfamilien in Schniegling war für die Kirche am Ende des 19. Jahrhunderts eine Herausforderung. Am 9.11.1890 wurde der Evangelische Arbeiterverein Schniegling-Poppenreuth gegründet. Er baute 1894 ein Vereinsheim in der Kranichstraße, dessen Saal als Betsaal geweiht wurde. 1896 wurde eine Hilfsgeistlichenstelle errichtet. 1897 konnte der erste evangelische Kindergarten in der heutigen Apotheke in der Schnieglinger Straße gebaut werden. Das Gebäude wurde von Baptist Roth, vom Eigentümer der Fabrik Luis Vetter, gebaut und der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt.
 
1899 wurden Schniegling und Wetzendorf nach Nürnberg eingemeindet. Schniegling gehörte damit politisch zu Nürnberg, kirchlich zu Fürth. Das hat den Wunsch nach kirchlicher Selbstständigkeit wachsen lassen. 1922 (nach dem ersten Antrag im Jahr 1911) wurde die Hilfsgeistlichenstelle in eine Pfarrstelle umgewandelt. Der Arbeiterverein änderte 1924 seine Satzung, nannte sich künftig Evangelischer Gemeindeverein Nürnberg-Schniegling und schenkte sein Vereinshaus samt Grundstück der 1925 errichteten Kirchenstiftung Schniegling-Wetzendorf-Doos. Das Vereinshaus wurde 1927 zu einem Gemeindehaus mit Betsaal, Glockentürmchen, Bibelstundenzimmer und Wohnungen für Pfarrer und Kirchner umgebaut.
 
1934 wurde die Gemeinde selbstständig. 1938 beschloss der Kirchenvorstand, den Betsaal künftig Kirche zu nennen, 1939 erfolgte der Anschluss an das Dekanat Nürnberg.
 
Der Wunsch nach einer größeren Kirche und einem Gemeindezentrum wurde deutlich. Die Gemeinde kaufte in den 1950er Jahren ein Grundstück an der Brettergartenstraße/Holsteiner Straße.
 
1960 wurde der neue Kindergarten (in der Holsteiner Straße) in Betrieb genommen. Die Versöhnungskirche, das Pfarrhaus und das Gemeindehaus folgten im Jahr 1967.
 
Der Entwurf für die Versöhnungskirche ging als erster Preis aus einem Wettbewerb hervor – allerdings war er von dem Architekten Hugo Mumesohn nicht für die Gemeinde in Schniegling geplant worden, sondern für die Gemeinde in Nürnberg-Zerzabelshof. Der Kirchenvorstand in Zabo entschied sich allerdings gegen den Entwurf. Die Planung wurde der Kirchengemeinde Schniegling angeboten und von dieser nach einer Bearbeitung übernommen. So ist die Kirche an ihrem Standort in Schniegling nicht nach Osten, sondern nach Westen ausgerichtet.
 
Die Kirche ist über einem quadratischen Grundriss (19,60 m x 19,60 m) als kubisches Gebäude mit Flachdach errichtet. Eine 5 m hohe Mauerfläche ist außen mit Worzeldorfer Sandstein verkleidet. Darüber läuft ein 1,45 m hohes Oberlichtband. Die Kassettendecke aus Beton und die Dachkonstruktion sind mit einer 2 m hohen Attika aus Aluminium eingefasst. Getragen wird die Decke von vier Betonstützen auf jeder Seite.
 
Im Inneren ist nur die Altarwand mit Sandstein verkleidet, die anderen Wände sind weiß. Bestimmend sind Taufstein, Altar und Kanzel aus massivem Muschelkalkstein.
 
Die Eingangstür sowie Kreuz und Leuchter in der Kirche sind aus Aluminiumguss und wurden von Franz Nüssel gestaltet. Auf der Eingangstür ist auf zwei Gussplatten der biblische Text 2. Korinther 5,17-20 zu lesen: Lasst euch versöhnen mit Gott.
 
Der Name der Kirche geht auf einen Vorschlag des Gemeindepfarrers zurück, der aufgrund seiner Kriegserlebnisse in Russland in der Zeit des kalten Krieges in den 60er Jahre ein Zeichen der Versöhnung mit dem Osten setzen wollte.
 
Der Raum der Versöhnungskirche ist eine in sich ruhende Einheit – aber mit der Altarwand und dem umlaufenden Lichtband führt er den Gottesdienstbesucher doch darüber hinaus. Die Versöhnungskirche bietet bergende Ruhe und weitergehende Perspektive gleichermaßen.
 
Die Steinmeyer-Orgel in der Versöhnungskirche wurde im Jahr 2007 grundlegend renoviert und überarbeitet und bietet mit ihrer Disposition die Möglichkeit, barocke, romantische und moderne Orgelmusik aufzuführen.
 
Nach dem Verkauf der alten Schnieglinger Kirche in der Kranichstraße an die Serb.-orth. Kirche wurde im Jahr 1998 der neue Gemeindesaal an das Gemeindehaus in der Holsteiner Straße angebaut.
 
Seit 2005 ist die Kirchengemeinde für ihr Umwelt-Engagement mit dem "Grünen Gockel" zertifiziert.
 
Gegenwärtig entsteht das neue Evangelische Kinderhaus Schniegling mit Krippe, Kindergarten und Hort für 131 Kinder.
 
Zur Kirchengemeinde gehören drei Ortsteile:
 
Schniegling war als Arbeitersiedlung durch die Fabriken und Manufakturen an der Pegnitz geprägt. Bis in die 1960er Jahre war die Gemeinde kein attraktives Wohngebiet. Die öffentliche Verkehrsanbindung war aufgrund der Randlage zwischen Nürnberg und Fürth schlecht.
Mit der Schließung der letzten Fabrik an der Pegnitz 1998 (die „Kapsel“ war für viele Schnieglinger der Arbeitgeber) hat sich das geändert: Lofts in Fabriketagen und „Wohnen in den Pegnitzauen“ wurde attraktiv – auch durch die Nähe zur Stadt und die Verbindung zum Knoblausland. Die Brettergartenstraße (bis in die 1960er Jahre ein Feldweg) ist zur verkehrsreichen Einkaufsstraße geworden.
 
Wetzendorf ist bäuerlich geprägt und hat bis heute die Verbindung ins Knoblauchsland. Die Bauern haben noch ihre Gräber auf dem Poppenreuther Friedhof. Auf Wetzendorfer Flurgebiet liegt allerdings auch eines der größten Neubaugebiete in Nürnberg. Ein kleinerer Teil dieses Gemeindegebietes an der Grenze zu St. Andreas (Thon) ist inzwischen mit Reihenhäusern und Wohnhäusern (Eigentumswohnungen) bebaut.
 
Die Kriegsopfersiedlung wurde 1934 gegründet. Es waren ursprünglich einfache Siedlungshäuser mit Garten für die Selbstversorgung. Über die Jahre haben die Siedler angebaut und umgebaut, und viele Siedlungshäuser sind inzwischen von jungen Familien übernommen worden. Auch wenn sich der Zusammenhalt und der Kontakt in der Siedlung verändert haben, werden die nachbarschaftliche Beziehungen werden immer noch gepflegt.
 
Die Evang.-Luth. Versöhnungskirche ist aus verschiedenen Wurzeln gewachsen. Aus diesen verschiedenen Traditionen hat sich eine offene und engagierte Kirchengemeinde in einem attraktiven Nürnberger Stadtteil entwickelt.